FARBVERSUNKEN

Ulrike Brockmann und Ulrik Happy Dannenberg

20.10. - 18.11.2024

Vernissage | 20.10.2024 | 15.30 Uhr

Finissage | 18.11.2024 | 15.30 Uhr

 

Öffnungszeiten: Di., Sa. und So. von 15.00 - 18.00 Uhr

    

Nr. 74/17 | 2017 | Acrylfarbe auf Leinwand | 100 x 100 x 2,5 cm

ULRIKE BROCKMANN

Sie arbeitet in ihren Werken mit der Wirkung von Farbe. So einfach wie es klingt, so komplex ist das Thema. Wie wirkt sich eine Farbe auf eine andere aus? Welche Stofflichkeit, welche Lichteigenschaften sind einer Farbe inhärent? Wie verändert sie sich, wenn sie in Beziehung zu anderen Farben tritt? Diesen und weiteren Fragen geht Ulrike Brockmann in ihren Arbeiten nach.

 

Anregungen für ihre einzelnen Werke und Werkgruppen findet sie im Alltag. Es sind Farbeindrücke, wie wir sie tausendfach unbewusst am Tag erleben. Ulrike Brockmann hat eine ganz

bewusste Farbwahrnehmung, ein erster Farbimpuls genügt und ihre Neugier ist geweckt. In ihrer malerischen Arbeit lotet sie verschiedene Möglichkeiten der Farbbegegnung aus. Ihre Herangehensweise folgt oft festen Regeln, so ist zum Beispiel die flächenmäßige Aufteilung von vornherein festgelegt. Jede Farbe bekommt ihren zugewiesenen Raum, entweder auf einem Bildträger oder auf zwei getrennten. Im nächsten Schritt arbeitet Ulrike Brockmann die Stimmigkeit der Farben heraus. In vielen verschiedenen Schichten werden die Farbtöne aufgetragen, bis die Farbintensität und -wirkung stimmig ist. Die gemalten Flächen können sowohl opak sein als auch ein lebendiges Farbspiel in sich tragen. Die Farben überlagern sich, bilden Kontrapunkte zueinander, ergänzen sich. Einschübe entstehen, die mal harmonisch, mal disharmonisch zueinander stehen.

Diese Brechungen der Werke stellen einen besonderen Reiz dar: Spannungen und ungewöhnliche Farbkombinationen kommen hervor; ein Dialog der beteiligten Farb-Partnerinnen entsteht.

In diesen Dialog trete ich als Betrachter:in mit meinem ganz persönlichen Farbempfinden. Mit der Zeit verändert sich meine Wahrnehmung, Farbspektren werden sichtbar und ich tauche tiefer in die Malerei ein.

 

Die bearbeitete Oberfläche gehört zum Gestaltungsmoment der Werke. Ulrike Brockmann arbeitet mit Spachtel und selbst gebauten Tamponagen. Mit diesen Hilfsmitteln bringt sie mit Druck die Farbe auf den Bildträger auf. Sie arbeitet sowohl mit Acryl- als auch mit Ölfarbe. Beide Farbsysteme stellen ihre ganz eigenen Herausforderungen. Während bei dem einen sehr zügig gearbeitet werden muss, ermöglicht das andere einen langsameren Bearbeitungsprozess, braucht aber deutlich längere Trocknungszeiten.

Ausschnitt aus der Serie "express yourself"

ULRIK HAPPY DANNENBERG

Fachleute, die Werke von Ulrik Happy Dannenberg sehen, sagen „Pop“. Aber was für „Pop“? Neo, retro oder ganz neu. Mein Eindruck ist inzwischen, dass diese Kategorie hier nicht funktioniert, und das liegt nicht an Dannenberg, sondern an einem grundsätzlichen Fehler im Begriff und in unserem Nachdenken über Bilderkonsum.

Bilder verweisen immer auf andere Bilder. Das ist nun mal so im Pop, so erzählen uns die Kunsthistoriker. Aber das, dass war auch schon so, als das erste Bild gemalt wurde. Stellen Sie sich vor, irgendwann in einer Höhle malte jemand irgendetwas auf einer Wand. Und das wurde nur zu einem Bild, weil ein anderer sagte: “Sieht ja aus wie“. Also sind die Bilder schon im Kopf, bevor sie gemalt werden, egal ob vor 30.000 Jahren oder heute. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, da die anthropologischen Bedingungen sich nicht geändert haben, auch wenn es heute wohl mehr Bilder gibt (worüber sich übrigens diskutieren ließe).

Und genau darum unterscheidet sich das Werk von Dannenberg von dem, was man gemeinhin „Pop“ nennt. Er verweist nämlich zuallererst nicht auf Bilder, die wir kennen; es sind keine „Suppendosen“, sondern arbeitet viel subtiler mit Sehgewohnheiten und Seherfahrungen und mit etwas, das in der Debatte fehlt, weil wir bei Bildern immer nur an unendlich reproduzierbare Flächen denken. Und das ist ein sinnlicher Aspekt, der weit über das bloße Sehen hinausgeht. Denn Dannenbergs Kunst handelt nicht von der Austauschbarkeit von den Motiven, davon, dass es „High“ und „Low“ gibt, sondern umgekehrt von der fantastischen visuellen Pracht, die ein Gegenstand bekommt, wenn er von diesem Künstler in Kunstharz gemalt wird. Diese Pracht ist extrem medienresistent – von ihr bleibt nichts in einer Abbildung.

Ein Foto zeigt nur das Motiv (Gummibärchen oder Blume), aber ich kenne das Werk von Dannenberg schon lange und glaube, dass es immer weniger von den Motiven handelt. Und Kunst, die nicht von Motiven handelt, muss man sehen, so wie sie wirklich ist.